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Buch als Freundesgabe

7. Dezember 2013


Jürgen Henkel bei der Buchvorstellung im Konferenzsaal der Evangelischen Akademie Siebenbürgen.

Foto: Beatrice UNGAR

Zu Mönchtum und Ordensleben im 21. Jahrhundert

An diesem Buch kommt niemand vorbei, der sich mit Mönchtum und Ordensleben im 21. Jahrhundert auseinandersetzen oder diese Bereiche auch nur näher kennenlernen möchte. Es handelt sich um den als Freundesgabe für Metropolit Serafim von Deutschland, Zentral- und Nordeuropa zum 65. Geburtstag von den Theologen Jürgen Henkel und Nikolaus Wyrwoll herausgegebene 4. Band der Deutsch-Rumänischen Theologischen Bibliothek, der unter dem durchaus provokativen Titel „Askese versus Konsumgesellschaft. Aktualität und Spiritualität von Mönchtum und Ordensleben im 21. Jahrhundert" im Schiller Verlag Bonn-Hermannstadt erschienen ist.

Das Buch hatte einer der Herausgeber, Jürgen Henkel, schon Anfang September vor einem interessierten Publikum in der Evangelischen Akademie Siebenbürgen vorgestellt, als eine „kirchenübergreifende Schau des Klosterlebens" mit einer überraschenden und erfreulichen Bandbreite von Beiträgen aus aller Welt. Henkel stellte auch fest, dass in Rumänien die „reichste klösterliche Landschaft in Europa" zu finden sei. So gab es 1990 hierzulande 120 orthodoxe Klöster mit 450 Mönchen bzw. Nonnen, heute sind es 637 Klöster mit knapp 8.000 Mönchen bzw. Nonnen. Desgleichen sei zu bemerken, dass in Deutschland immer mehr Leute „Kloster auf Zeit" erleben möchten und können.

Der weitgereisteste und der einzige in englischer Sprache abgedruckte Beitrag nimmt eine zentrale Stelle in dem Buch ein und sollte vielleicht als erster gelesen werden: Pater Michael Casey aus dem Trapistenkloster Tarrawarna Abbey in Melbourne /Australien widmet ihn dem Schaffen von Raum für Meditation, dem Klosterleben und dessen Spiritualität als Modelle der Hingabe. Und trifft damit den Nerv der Zeit oder besser gesagt, den Kern der Unruhe, der Unzufriedenheit, die sich heute allerorten breit machen. Wer sich Raum für Meditation schafft, schafft sich damit auch die Chance, mehr Sinn in sein Leben zu bringen, sein Leben mit Leben zu erfüllen, aufmerksam und behutsam mit sich, mit den anderen und mit der Umwelt umzugehen. Ob er/sie diesen Raum in einem Kloster findet steht ihm/ihr offen, so der Trapistenmönch.

Beatrice UNGAR, HZ vom 6.12.13

„Heute hat sich das Verhältnis entspannt"

Drei Fragen an den Theologen und Herausgeber Jürgen Henkel

Was bringt ausgerechnet einen lutherischen Theologen dazu, ein Buch über Mönchtum, Klöster und Ordensleben herauszugeben?

Das Leben als Mönch oder Nonne zählt zu den entschiedensten Formen des praktizierten Christentums. Es ist sehr spannend, die Entwicklung des Mönchtums und der Klöster seit 2.000 Jahren zu verfolgen, von den ersten Asketen in der Wüste bis zum weltweiten Ordensleben heute.

Wer sich mit der Kultur Europas beschäftigt, kommt an den Klöstern, Orden und dem Mönchtum nicht vorbei. Denken wir nur an Vierzehnheiligen, Kloster Tepl und Stift Waldsassen in Franken, Böhmen und der Oberpfalz, Kloster Andechs in Oberbayern, Stift Melk in Österreich oder die Abtei Pannonhalma in Ungarn, um nur ganz wenige zu nennen. Oder auch an den Berg Athos und die weltberühmten orthodoxen Moldauklöster in Rumänien, die wie viele andere Klöster zum Weltkulturerbe der UNESCO gehören. Klöster und Orden haben Europa kulturell, geistlich und geistig grundlegend geprägt.

Stichwort Luther. Der Reformator sah die Klöster ja sehr kritisch.

Nun, Martin Luther war ein Kind und Theologe seiner Zeit. Er war – überspitzt formuliert – ein aus dem Kloster entlaufener Mönch, der eine entlaufene Nonne heiratete. Er kritisierte völlig zu Recht massiv Missstände zu seiner Zeit in vielen Klöstern und Orden und kam zu einer radikalen Ablehnung von Mönchtum und Klöstern.

Heute hat sich das Verhältnis entspannt. In den letzten Jahrzehnten haben sich etliche evangelische klösterliche Gemeinschaften neu herausgebildet wie etwa in Selbitz, in Werningshausen in Thüringen oder auch in Gnadenthal in Hessen. Sie versuchen, evangelische Freiheit und das vom Evangelium geforderte Leben in Verbindlichkeit miteinander besonders authentisch zu vereinen. Das Buch thematisiert auch diese evangelischen Neuanfänge.

Sie kennen die kirchliche Lage und Klosterlandschaften in Ost- und Westeuropa. Welche Unterschiede lassen sich auf den ersten Blick erkennen?

Wer in Deutschland ins Kloster gehen will, erntet erst einmal Kopfschütteln in Freundeskreis und Umgebung. In Ländern wie Polen oder Rumänien ist es eine Ehre für die Familie und die jeweilige katholische oder orthodoxe Pfarrei, wenn jemand sich entschließt, diesen Weg zu gehen. Gleichzeitig ist das Pilgern zu Klöstern und Kloster auf Zeit in West und Ost gleichermaßen beliebt. Das Buch spiegelt genau diese unterschiedlichen Tendenzen und Entwicklungen.

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