skip to content

Lesung von Barbara Poetzsch aus "Wolfsberge" am 23.8. um 18 Uhr im Erasmus-Büchercafe

22. August 2013

Wolfsberge von Barbara Poetzsch
Eine Geschichte aus den Karpaten von Barbara Poetzsch

In den Karpaten am Südrand Siebenbürgens leben noch tausende Bären und Wölfe. Sie müssen sich ihren Lebensraum unter anderem mit zahllosen Schafherden teilen, mit deren menschlichen Hütern und tierischen Bewachern, den Hunden. Die junge Dina gehört zwar dazu, ist aber nur zur Hälfte Hund. Der andere Teil Dinas drängt machtvoll nach außen, als sie sich unsterblich in den Wolfsrudelführer Lupus verliebt – den sie ja eigentlich als ihren Feind bekämpfen sollte. Dieser Konflikt droht die junge Dina unweigerlich innerlich zu zerreißen ...

Auszug:

"Sakramentnochmal, du wirfst mich noch um!", rief der Schafhirte Jon lachend und bog seinen Kopf etwas zurück, als die junge Hündin an ihm hochsprang und versuchte, sein Gesicht abzulecken. Gewiss, das entsprach nicht den guten Sitten einer Hundedame. Aber Jon, das wusste sie, wurde deswegen nie ernstlich böse. Besonders, wenn sie den Kopf so schief stellte wie jetzt und ihn dabei flehentlich ansah.
Ein bisschen ungeduldig winselte sie dazu. Konnte es halt gar nicht erwarten.

Während er seine Hündin Dina hinter den Ohren kraulte, grinste der Hirte breit: "Ich weiß schon, du gierst danach, mit den Schafen in die Berge zu ziehen. Du witterst Abenteuer über Abenteuer da oben! Oho, dabei kann das richtig gefährlich werden. Da gibt's Bären und Wölfe, verdammt grimmige Biester. Mit Püppchen wie dir machen die kurzen Prozess!" Diese Warnung schreckte Dina allerdings kein bisschen. Bären ließen sie kalt, und von den Wölfen hatte sie bereits ihre eigenen Vorstellungen. Schon ihre Mutter hatte ihr erzählt, wie schaurig-schön die Wölfe in klaren Vollmondnächten heulten. Überall verbreiteten sie ihr Lied von der großen Freiheit, denn die Berge gehörten ihnen. Die Schafherden mit ihren Hirten und Hunden waren nur Eindringlinge während der paar Sommermonate. Danach hatten die Wölfe ihr Königreich wieder für sich allein. Dina versuchte sich dieses Heulen vorzustellen. Dabei lief ihr eine Gänsehaut den Rücken hinab. Ihre Haare sträubten sich.

Jon strich Dina über Kopf und Rücken und glättete ihr Fell wieder.
Nun ja, Dina hatte verstanden: Heute ging es noch nicht in die Berge.

weiterführende Links


Mönchtum und Ordensleben bleiben aktuell »

« Lebenstraum in Rumänien