Cantate Domino von Philipp Caudella, Ursula Philippi
Musik aus Siebenbürgen, Teil 11
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Kategorie: Noten
Seiten / Format: 31 S.; geheftet
Erscheinungsjahr: 20.12.2013
Verlag: Schiller Verlag
Sprache: Deutsch
ISBN: 9783944529288
Auflage / Bände: 1., Auflage
Partitur für 2 Oboen, 2 Violinen, Orgel und "Violine e Violincello"Titelfoto: Orgel der ev. Kirche in Rothberg, Kreis Hermannstadt, Siebenbürgen (Foto: Anselm Roth)Die Motette Cantate Domino von Philipp Caudella (1771-1826) wurde im Lithographischen Institut von Hermannstadt gedruckt und könnte das erste größere Musikwerk sein, das in dem 1822 von Michael Bielz gegründeten Unternehmen vervielfältigt wurde. Das Werk erschien als Stimmensatz ohne Partitur. Das Umschlagblatt des Drucks zeigt die heilige Cäcilia, die Patronin der Kirchenmusik, an einer Orgel. Darüber ist die Widmung des Komponisten an Dekan Joh. Nep. Eschenbach und Erzdiakon Fogarasi zu lesen sowie die Ämter, die Caudella zu jener Zeit ausübte: Regens chori der Katholischen Kirche in Hermannstadt und Musikprofessor am Evangelischen Gymnasium. Das hebräische Wort Jahwe im Dreieck, umgeben von einem Strahlenkranz, krönt die kunstvoll gestaltete Titelseite (siehe Umschlagrückseite). Die Motette ist undatiert. Das Drucken als Lithographie garantierte dem Werk weite Verbreitung, was einige erhaltene Exemplare sowohl im Hermannstädter Staatsarchiv als auch im Zentralarchiv der Evangelischen Landeskirche A. B. in Rumänien belegen. Darüber hinaus fand sich auch eine handgeschriebene Kopie aller Stimmen in Deutschweißkirch aus dem Jahr 1825. So kann die Entstehung der Motette zwischen 1822 (Gründung der Lithographischen Anstalt) und 1825 (handschriftliche Kopie) angenommen werden. Bei der Herausgabe wurde aus den vorhandenen Stimmen zunächst eine Partitur erstellt. Fehlende Artikulationszeichen sind durch gestrichelte Linien ergänzt, offensichtliche Fehler berichtigt und die Stellen im Text angezeigt. Caudella ließ das Werk mit zwei verschiedenen Texten drucken. Möglicherweise hatte der katholische Kirchenmusiker, der zugleich am Evangelischen Gymnasium wirkte, dabei auch evangelische Abnehmer im Blick, denen er einen deutschen Text zur Verfügung stellte. Der lateinische Text ist ein Kompilation aus zwei Psalmversen (Ps. 96,1 und Ps. 135,3). Als deutschen Text bietet Caudella keine Übersetzung, sondern eine eigenständige Aussage im Sinn einer flehentlichen Anrufung (Kyrie) an. Die Motette ist vom Komponisten liturgisch 'de omni tempore' eingeordnet, konnte also zu verschiedenen Anlässen musiziert werden. Die Instrumentation des einsätzigen Werkes ist übersichtlich. Zwei Violinen begleiten die Orgelsoli im piano. Der Streichbass wird sparsam verwendet. Die beiden Oboen gliedern den Satz durch ihr Auftreten klanglich im Sinne von Tutti und Soli. Der Orgelpart ist virtuos. Gab es wohl zu Beginn des Vorwort 19. Jahrhunderts eine Orgel, auf der sich ein derart filigraner Klaviersatz darstellen ließ? Gab es Organisten, die den Läufern und Figurationen, die aus einem Mozartschen Klavierkonzert stammen könnten, gewachsen waren? Kirchenmusikalische Werke mit Organo concerto sind eine Besonderheit in der Zeit. Eine solche Stimme, wenn auch viel weniger virtuos, taucht gelegentlich in Dicta, Bußandachten und Arien siebenbürgischer Komponisten auf. Der Generalbass in den Tutti- und Chorstellen bringt Caudellas originale Aussetzung und wird vom gleichen Instrument ausgeführt wie die Orgel- Soli. Ein Nebeneinander von virtuosem Klaviersatz, wie ihn Haydn und Mozart pflegten, und barocker Continuo-Technik mit beziffertem, gleichzeitig auch ausgesetztem Bass zeigt die stilistischen Umbrüche der Zeit auch im Werk dieses Kleinmeisters der Wiener Klassik. Im Staatsarchiv Hermannstadt hat sich ein hochvirtuoses Thema con variazioni erhalten, das belegt, wie souverän Caudella den neuen Klavierstil beherrschte. Philipp Caudella erwarb seine musikalisch Ausbildung in Wien, vermutlich bei M. Clementi und J. G. Albrechtsberger. Nach Beendigung seiner Studien war er als Kapellmeister bei Graf Alexis Kurakin tätig, bevor er nach Klausenburg übersiedelte, wo er Hauslehrer der Grafenfamilie Wesselényi wurde. In Hermannstadt wirkte er ab 1814 als Organist und Kantor der Katholischen Kirche intra muros und wenig später auch als Professor der Tonkunst am Evangelischen Gymnasium. Die evangelische Kirche verdankt ihm das erste gedruckte Orgelbuch mit 100 Choralsätzen, das von 1823 bis 1899 in Gebrauch war. Die vorliegende Neuausgabe sei dem Andenken meines verehrten Doktorvaters Ferenc László gewidmet, dessen Studie über Philipp Caudella wichtige Impulse zur Wiederbelebung seiner Musik gegeben hat. Ursula Philippi, Hermannstadt, Dezember 2013
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