Zeit der Ballzauberern von Johann Steiner, Werner Gilde
Kleine Banater Handball-Geschichte
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Kategorie: Bücher
Seiten / Format: 440 S.; gebundene Ausgabe
Erscheinungsjahr: 2024
Verlag: Eigenverlag
Sprache: Deutsch
ISBN: 378383
Vor Adam war Eva. Zu diesem Schluss kann kommen, wer sich mit der Ge-schichte des Banater Handballs beschäftigt. Denn vor dem Handball war Há-zená. Gespielt nicht etwa von Herren, sondern von Damen. Házená, die tschechische Variante des Handballs, wurde 1919 in Hatzfeld und wahrscheinlich im selben Jahr auch in Temeswar eingeführt. Házená ist über das nach dem
Ersten Weltkrieg gegründete Jugoslawien in beide Ortschaften gelangt. Nach Hatzfeld, weil das Dorf nach dem Ersten Weltkrieg Jugoslawien zugeschlagen worden war, nach Temeswar, weil ein
beachtlicher Teil der Bevölkerung in der Banater Hauptstadt Serben waren, die stets einen Blick über die nahe Grenze geworfen und versucht haben, mit ihren Brüdern im Süden Schritt zu halten. So
gesehen, sind die Anfänge des Handballs nicht in Siebenbürgen, sondern im Banat zu suchen.
Nachdem Hatzfeld 1924 Rumänien eingegliedert worden war, ist Házená im Ostbanat wegen fehlender Gegner allmählich in Vergessenheit geraten. Fast im Gleichschritt mit dem Verschwinden der tschechischen Variante tragen deutsche Schüler und Studenten den Großfeld-Handball von Siebenbürgen ins Banat. Anfangs wird er hauptsächlich von Schüler-Mannschaften erprobt und gespielt, danach verbreitet er sich in Städten und auf dem Land, um nach dem Zweiten Weltkrieg bei den Deutschen im Banat einen ungeahnten Höhenflug zu erleben.
Mit der Verlegung des Spiels aufs Kleinfeld und in die Halle in den 1950er Jahren wird der Handball bei den Banater Deutschen Sportart Nummer eins. Mit dem Handball identifiziert sich näm-lich dieses im Schrumpfen begriffene Völkchen. Doch kaum hat die Banater Handball-Geschichte begonnen, geht sie
auch schon dem Ende entgegen. Mit dem Fall des Kommunismus 1989 verlässt die große Mehrheit der Deutschen das Banat fluchtartig. Keiner will als letzter das Licht ausmachen. Heute kann sich das Banat damit trösten, dass es die noch einzige Kreismeisterschaft in Rumänien mit einem halben Dutzend Mannschaften ausrichtet. Die Basis ist weggebrochen.
Die Völker kommen und gehen. Auch die Banater Deutschen. Und mit ihnen Sitten und Bräuche. Sie haben versucht, den Handball mitzunehmen in die neue Heimat. Anfangs haben sie sich in Deutschland noch als Handballer versucht bei Treffen und speziell organisierten Turnieren. Doch auch die sind inzwischen Geschichte. Die Reihen der einst im Banat Aktiven lichten sich. Ihre Nachkommen, die sich noch dem Handball verschreiben, sind in der Masse nicht mehr als Banater auszumachen.
Das vorliegende Buch will die Geschichte des Banater Handballs von seinen Anfängen bis zum Exodus, und teilweise darüber hinaus, nachzeichnen. Das Vorhaben kommt fast zu spät. Doch den Autoren der Beiträge ist es in letzter Minute gelungen, einiges für die Nachwelt zu retten.
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