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Banditen, Spione oder Helden?

Banditen, Spione oder Helden? von Karl H Brenndörfer
Bewaffneter antikommunistischer Widerstand in Rumänien 1948-1962

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Kategorie: Bücher
Seiten / Format: 293 S.; Broschiert
Erscheinungsjahr: 2020
Verlag: Brenndörfer, Karl-Heinz
Sprache: Deutsch
ISBN: 9783000159039
Auflage / Bände: 5. Aufl.

Der 2005 erschienene Band „Banditen, Spione oder Helden? Bewaffneter antikommunistischer Widerstand in Rumänien 1948 – 1962" von Karl-Heinz Brenndörfer erregte viel Aufsehen da er sich mit etwas weniger bekannten Aspekten wie der Kampf der Partisanen in den Karpaten oder der Beitrag einiger Siebenbürger Sachsen in der Unterstützung ausländischer Agenten darin befasst. In Vorträgen in Deutschland, kürzlich auch im Rahmen der deutschen Vortragsreihe des Kronstädter Forums, ging er weiter darauf ein. Diesen Anlass nahmen wir wahr um einige Fragen an den Autoren zu richten.
Karl-Heinz Brenndörfer wurde 1944 in Heldsdorf/H²lchiu geboren. Nach Besuch des Honterusgymnasiums erlernte er den Beruf als Elektrotechniker. 1982 siedelte er nach Deutschland aus, wo er verschiedene ehrenamtliche Aufgabe im Rahmen der Heimatortsgemeinschaft Heldsdorf, des Verbandes der siebenbürgischen HOG's in Deutschland erfüllte. Seit 2007 ist er Vorsitzender der HOG-Regionalgruppe Burzenland. Nicht nur die Geschichte seines Geburtsortes erregte großes Interesse bei ihm, sondern allgemein die der Ereignisse nach dem Zweiten Weltkrieg in seiner Heimat, so dass der Hobby-Historiker viele Forschungen unternahm, mit Beteiligten sprach.

Was hat dazu geführt, dass Sie sich diesem Thema des Widerstandskampfes in den Anfangsjahren des Kommunismus gewidmet haben?
Ein Ereignis aus der Kindheit hat mich ein Leben lang immer beschäftigt. Auf einer Hochzeit hatte ich als zehnjähriges Kind Personen kennen gelernt die kurz darauf verhaftet und zum Tode verurteilt wurden. Mich hat es weiter immer interessiert, welches der Grund dafür war. Die Gerüchteküche brodelte, da ja gezielt keine Informationen an die Bevölkerung kamen. Später habe ich dann Quellen dazu gefunden, so dass ich meine Informationslücke schließen konnte. Nach meiner Ausreise nach Deutschland war ich Herausgeber des Heimatbriefes „Wir Heldsdörfer" und so kam mir auch die Idee, diese Ereignisse aufzuarbeiten. Die Informationen waren aber sehr vielseitig und es ging dann fast wie nach dem Schneeballprinzip. Nach dem Fall des Kommunismus begannen sich die Archive zu öffnen, Literatur zu diesem Thema erschien. Über 20 Jahre habe ich daran gearbeitet, vieles umgeschrieben wenn neue Daten hinzukamen. Ich hatte zwei ganz besondere Informationsquellen. Erstens meine besonderen Beziehungen und Freundschaft zu Ion Gavril² Ogoranu, dem Partisanenführer vom Nordhang des Fogarascher Gebirges, und die Bekanntschaft mit Mircea Dimitriu, der Verbindungsmann der Legionäre zu den amerikanischen, französischen und griechischen Militär-Geheimdiensten die damals die Fallschirmkommandos ausgebildet und entsendet hatten.

Wie haben Sie schließlich das Buch strukturiert nach dem Ihnen so viel Dokumentationsmaterial zur Verfügung stand?
Deshalb habe ich mich in meinem Buch nur auf zwei der Partisanengruppen die im Gebirge gekämpft haben, beschränkt. Außerdem war es mir wichtig, auch die in diese Kämpfe oft auch unschuldig verwickelten Siebenbürger Sachsen zu umfassen. Die bisher erschienene Literatur ist auch mit etwas Vorbehalt zu verwenden, besonderes dann, wenn es sich um Arbeiten handelt die von Angehörigen geschrieben wurden und natürlich die Rolle der Opfer vielleicht auch übertrieben dargestellt haben. Irgendwann ist ein Buch des Generals Neagu Cosma erschienen, der damals zuständig seitens der Securitate für die Bekämpfung dieser Fallschirmspringer war. Natürlich hat er sein Buch „Cupola" aus eigener Sicht verfasst, so dass auch geklärt werden musste, was darin glaubhaft ist und was nicht. Das habe ich dann mit meinem Bekannten Mircea Dimitriu geklärt und so glaube ich, die Wahrheit relativ genau dargestellt zu haben.

Haben Sie die Möglichkeit gehabt, auch Dokumente die sich in Besitz des Landesrates für das Studium der Securitate-Archive (CNSAS) befinden, einzusehen?
Direkt nicht, obwohl ich bei der Behörde mit dem Status eines „cercet²tor acreditat" über ein anderes Thema geforscht habe. Ion Gavril² hat einen ganzen Winter über alle 54 Ordner seiner Gruppe durchgearbeitet. Seine Schlussfolgerungen, Richtigstellungen, Erkenntnisse und insbesondere das wertvolle Bildmaterial hat er mir eineinhalb Jahre bevor dieses in seinem Buch „Brazii se frâng, dar nu se îndoiesc" (Band 4) in Rumänien erschienen ist, zur Verfügung gestellt, was eine außergewöhnliche Dokumentation bedeutet.

Bemerkenswert sind in Ihrem Band die Untersuchungen über siebenbürgisch-sächsische Angehörige die in dem Widerstandskampf mitgewirkt haben. Einige davon mussten mit dem Leben dafür bezahlen, andere erhielten schwere, langjährige Haftstrafen. Sind diesbezüglich die Quellen erschöpft oder gibt es noch andere Personen die den antikommunistischen Widerstand unterstützt haben?
Erstens bin ich zu diesen Personen über verwandtschaftliche Beziehungen gekommen. Erich Tartler habe ich persönlich kennen gelernt, mit seiner Ehefrau sind wir irgendwie verwandt. So kannte ich schon aus der Familie den Komplex Tartler und die die darin verwickelt wurden. Aber in der Gruppe S²pl²can kamen die Namen einiger Sachsen in den Akten vor. Ich bin diesen nachgegangen und habe dann persönlich mit einigen dieser Personen gesprochen. Es gab aber auch Probleme, da einige sich völlig in sich verschlossen hatten und sich nicht mehr äußern wollten. So habe ich dann in diesen Fällen nur einige persönliche Daten der Betroffenen aufgenommen und zu wie vielen Jahren sie verurteilt wurden, verzeichnet. Beispielsweise habe ich bereut, dass die Schwägerin von Erich Tartler der zu Tode verurteilt worden war und hingerichtet wurde, sich völlig zurückgehalten hat, obwohl sie zu 15 Jahren Haft verurteilt worden war.

Haben Sie bewusst die berüchtigten Schwarze Kirche- oder Schriftsteller-Prozesse nicht in den Band aufgenommen?
Ganz bewusst, denn sonst wäre die Arbeit viel umfassender ausgefallen. Der Schriftsteller-Prozess wurde ja aufgearbeitet. Ich bin gegenwärtig daran eine Arbeit mit Erinnerungen an den Schwarze Kirche-Prozess zu koordinieren. Die HOG-Kronstadt hat sich bereit erklärt, die Arbeit vorzufinanzieren. Ich hoffe, diese Arbeit wird 2010 abgeschlossen sein und dann auch erscheinen.

Welche Rolle spielt heute noch die geschichtliche Vergangenheit im Bewusstsein der Siebenbürger Sachsen die ausgesiedelt sind?
Es ist leicht feststellbar, dass mit dem Heranwachsen der jungen Generation das Interesse an der Geschichte und der Herkunft sinkt. Das ist auch ein Grund , dass ich Vorbehalt habe, mein drittes Buch zu schreiben das vorläufig als Arbeitstitel „Blick hinter den Eisernen Vorhang" hat. Die Erlebnisgeneration ist nämlich in fortgeschrittenem Alter, die junge hat wenig Interesse daran. Besonderes am Herzen liegt mir die „Rock and Roll"- Geschichte aus der Honterusschule darin auch zu erfassen. Ich habe das Buch so wie im Fall des Bandes „Tatort Burzenland. Von Kriminalfällen und sonstigen Katastrophen" (2007), so gedacht, unterschiedliche Themen, und nicht nur aus dem Burzenland, darin zu behandeln.

Mehrere Jahre hindurch haben Sie das Heimatblatt „Wir Heldsdörfer" herausgebracht. Welche Rolle spielen diese Publikationen noch im Leben der jeweiligen Heimatortsgemeinschaft besonderes was die geschichtliche Vergangenheit betrifft?
Diese Heimatblätter sind vorerst nicht weg denkbar bei den HOG's des Burzenlandes. Diese spielen eine wichtige Rolle vor allem wegen den Familiennachrichten, den Informationen auch aus der alten Heimat wie sich die Ortschaften entwickeln. Ich glaube, sie werden noch lange Zeit Bestand haben.

Im Jahre 2011 werden 800 Jahre gefeiert seit dem Einzug des Deutschen Ritterordens im Burzenland. Haben Sie als Vorsitzender der HOG-Regionalgruppe Burzenland diesbezüglich schon konkrete Vorschläge und Aktionen im Blickpunkt?
Im Jahre 2011 wird die Regionalgruppe Burzenland zum zweiten Mal nach 1998 den Heimattag in Dinkelsbühl gestalten und schwerpunktmäßig sich diesem Thema widmen. Darüber hinaus, ausgehend von den guten Beziehungen zum Kronstädter Kreisform, wird dieses das Sachsentreffen 2011 im Burzenland organisieren und nicht wie üblich in Birthälm. Dabei werden wir dem Forum Unterstützung bieten. In Anbetracht dessen werden wir eine Reisegruppe in Deutschland bilden die zu dieser Veranstaltung anreisen wird. Zu dem werden wir zu den verschiedenen dem Ereignis gewidmeten Veranstaltungen beitragen. Beispielsweise hat Thomas [indilaru eine Tagung des Arbeitskreises für Siebenbürgische Landeskunde vorgeschlagen, die hier stattfinden soll und dem Thema gewidmet sein wird. Die Mitglieder der Reisegruppe, die wie 2005 gestaltet sein wird als wir alle Ortschaften des Burzenlandes besucht hatten, werden sich auch an der Tagung beteiligen.

Herzlichen Dank für Ihre Ausführungen auf Fragen von,
Dieter Drotleff

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